Der Größte Glückspilz aller Zeiten

„Der Zufall ist Gottes Art anonym zu bleiben“

Albert Einstein

Wenn Du Dir den ersten Teil von „Eine Frage des Glücks“ aufmerksam gelesen hast, dann stelle ich Dir jetzt den, meiner Meinung nach, größten Glückspilz aller Zeiten vor. Selbstverständlich kannst Du anstatt „Glückspilz“ auch „Pechvogel“ oder „Es waren alles nur Zufalle“ stattdessen einsetzen – je nachdem, ob dein Glas halb voll oder halb leer ist. 🙂 Wahrscheinlich wirst Du gleich den Mund vor Staunen nicht mehr schließen können Viel Freude beim Lesen von Teil 2 von „Eine Frage des Glücks“

Der am 14. Juni 1929 in Kroatien geborene Musiklehrer, Akkordeonspieler und Liebhaber italienischer Volkslieder Frane Selak ist dem Tod sagenhafte siebenmal nahezu jedes Mal nur um Haaresbreite entronnen. 

Bis zu seinem 32. Geburtstag deutete noch nichts darauf hin, dass er eine – ich nenne sie mal „verblüffende karmische – Laufbahn“ vor sich haben würde. Allein seine insgesamt vier Scheidungen und fünf Hochzeiten, die er hinter sich brachte, machen ihn schon ein wenig außergewöhnlich, aber noch nicht besonders. Doch die folgenden, schier unglaublichen Erlebnisse, die sich wie aus einem Science-Fiction-Film lesen, krönen ihn dafür wahrhaftig zum wohl größten Glückspilz aller Zeiten. 

Seine unglaubliche Geschichte von bizarren Ereignissen begann im Januar 1962, als er an einem kalten, regnerischen Tag einen Zug bestieg. Der damals 32-Jährige Selak stieg, nachdem er geschäftlich in Sarajevo zu tun hatte, müde und in Vorfreude auf zu Hause in den Zug von Sarajevo in Richtung Dubrovnik.  Auf dieser Bahnlinie, die entlang einer Schlucht führte, lag, wie konnte es auch anders sein, an der ungünstigsten Stelle ein Felsbrocken auf den Gleisen. So kam es, dass der Zug aus den Schienen sprang und entgleiste und in einen darunter liegenden Fluss, der Neretva, stürzte. Dieser Fluss ist im Sommer schon ziemlich kalt, aber im Winter hat er eine Eiseskälte. Selak lag, wie viele andere, im eiskalten Wasser. Er war kurz davor, aufgrund der widrigen Bedingungen, sein Bewusstsein zu verlieren. Im letzten Moment packte ihn jedoch ein unbekannter Mann an seinem gebrochenen Arm, zog ihn aus dem Wasser und brachte ihn in Sicherheit. Bei diesem tragischen Ereignis ertranken 17 Passagiere. Selak überlebte allerdings.

 
Über die nächsten 40 Jahre war ihm der Tod weiterhin beharrlich auf der Spur:  
Sein Schicksal schlägt nur ein Jahr später, im Jahre 1963, während seines ersten und einzigen Linienfluges erneut zu: Selak erhielt von seiner in Rijeka lebenden Mutter, die an Diabetes litt, die Nachricht, dass es ihr sehr schlecht ginge. Da er keine Zeit verlieren wollte, nahm er unverzüglich das Flugzeug von Zagreb nach Rijeka. Da er keinen Sitzplatz mehr bekommen hat, (anscheinend war dies damals noch möglich) hielt er sich in der Nähe der Stewardess auf, trank Tee und scherzte mit ihr. In 10.000 Meter Höhe fielen bei der DC-8 sämtliche Antriebsdüsen aus und damit der Kabinendruck und das Flugzeug verlor dramatisch an Höhe. Doch wäre das noch nicht schlimm genug, öffnete sich im Sinkflug auch noch die hintere Türe der Maschine. Selak konnte sehen, wie Stewardessen und Passagiere aus dem Flugzeug gesogen wurden, bis es ihn selbst nach außen riss. Bei diesem Flugzeugabsturz kamen 19 Menschen ums Leben, doch Selak landete mit kleineren Blessuren wie durch ein Wunder auf einen Heuhaufen. 


Kein Ende der Glückssträhne in Sicht. 
Und weiter geht’s, die Geschichte vom Pech verfolgten Selak nimmt ihren Lauf, denn dieser stürzte drei Jahre später, 1966, mit einem Bus, welcher von der Strecke abkam, von einer Brücke in einen Fluss. Dabei starben vier Menschen doch Glückspilz Selak kann mit ein paar Schürfwunden und Prellungen ans Ufer schwimmen. 

Nach diesen Erlebnissen hatte Selaks Vertrauen in öffentlichen Verkehrsmitteln endgültig verloren. Ab sofort wollte er fortan wieder mit seinem eigenen Auto ans Ziel gelangen, heil, versteht sich, so sein Wunsch. In den nächsten sieben Jahren geriet sein Fahrzeug gleich zweimal in Brand. Im Jahre 1970, als sein Auto während der Fahrt Feuer fing, gelang es ihm gerade noch zu fliehen, bis der Benzintank in Brand geriet. Aber drei Jahre später, bei einem weiteren Verkehrsunfall im Jahre 1973, bei dem sein Auto aufgrund einer defekten Kraftstoffpumpe Feuer fing, war er in seinem Auto hilflos gefangen. Wegen eines Brandes im Motorraum schossen Flammen durch die Lüftungsschlitze in den Fahrzeugraum hinein und das Feuer und der beißende Rauch bereiteten sich rasend schnell aus.  Wie sollte es auch anders sein, Mister Glück passierte abermals nicht viel, denn im letzten Moment wurde er gerettet und kam bei diesem Vorfall nahezu unversehrt, lediglich mit völlig versenktem Haar, ins Krankenhaus.  

Von nun an schien es, dass er seine Pechsträhne endgültig abgeschüttelt hätte, denn die nächsten 22 Jahre lebte der Kroate relativ ruhig, ohne weiteren nennenswerten Ereignisse. „Heiter weiter“ ging es aber wieder in den 90er Jahren, da konnte er sich über seinen sechsten und siebten Geburtstag freuen:

1995 wurde er in der kroatischen Hauptstadt Zagreb von einem Bus angefahren. Fast schon müßig zu erwähnen, auch diesen Unfall überlebte er lediglich mit kleineren Blessuren. Seinen vorerst letzten Höhepunkt seiner Glücks-Pechsträhne-Karriere, bei dem er den Tod noch einmal ganz nah ins Auge blicken durfte, war 1996, in einem hügeligen Gebirge. Einen wirklich schlimmen Autounfall überlebte er nur um Haaresbreite. Nichtsahnend fuhr Selak gemütlich die Serpentinen, als ihm plötzlich in einer unübersichtlichen Kurve ein Un-Laster entgegenkam, der ihn wohl übersehen hatte. Um eine Frontalkollision zu vermeiden, musste er rasch ausweichen. Sein Wagen kam ins Schleudern, krachte in die Leitplanke und überschlug sich.  Zu seinem unfassbaren Glück war Selak dieses Mal nicht angeschnallt und den Fliehkräften sei Dank wurde er, als die Tür aufflog, aus dem Wagen geschleudert, bevor sein Auto 150 Meter in die Schlucht stürzte und in Flammen aufging. Er selber konnte sich gerade noch an einem Baum, bevor er selber fast runterstürzte, festhalten. 

Zwei Tage nach seinem 73. Geburtstag, im Jahre 2002, änderte sich in seinem Leben schlagartig alles. Am 16. Juni knackte der sonst immer glücklose Lottospieler den Jackpot, sechs Millionen Kuna, umgerechnet über 800.000 Euro, wurden ihm dabei ausbezahlt. 

Da Selak einen eher bescheidenen und zurückgezogenen Lebensstil bevorzugt, kam sein außergewöhnliches Leben erst durch seinen Lottogewinn ans Tageslicht. Von der Presse[1]wurde er als der „glücklichsten Mann der Welt“ gefeiert. Mit seinen Gewinn kauft er sich zwei Häuser, ein Schnellboot, für sich einen Citroän und für seine Lebensgefährten einen Ford Ka. Zu dieser Zeit plante er auch seiner Lebensgefährtin einen Heiratsantrag zu machen. Er sagte: „Ich habe das Gefühl, mein Leben fängt gerade erst an. Ich war immer gläubig. Gott ist mit mir.“ 2010 hatte er sich entschieden, wieder sparsam zu leben und hatte daher beschlossen, einen Teil seines verbleibenden Geldes an seine Verwandte und Freunde weiterzugeben.

Sedlag bekam sogar einen Wikipedia-Eintrag, bevor er wieder in der Versenkung verschwand. Zehn Jahre später hatte der Youtube-Kanal „The & That Visuals“ der auf 2 D- Animation spezialisiert ist, seine unglaubliche Lebensgeschichte nochmal anschaulich aufbereitet. Dieses Video[2] wurde in relativ kurzer Zeit über 4 Millionen mal von Youtubern angesehen. 


[1] Vgl. https://express.24sata.hr/life/frane-selak-najsretniji-ili-najnesretniji-hrvat-19190.

[2] https://www.youtube.com/watch?v=dZyUWLW7kEI.

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